Cornelia Pieper über das Reformationsjubiläum im Jahre 2017
Die Bundesregierung bringt sich aktiv in die Gestaltung der Lutherdekade und des eigentlichen Jubiläumsjahres ein und begleitet die Lutherdekade von Anbeginn – bereits seit 2008. Der Kulturstaatsminister, Herr Neumann, ist für die Lutherdekade federführend zuständig. Hierbei lassen wir uns von dem Verständnis leiten, dass die Reformation ein Ereignis war, das kulturgeschichtlich bedeutende Veränderungen angestoßen hat – und zwar weltweit –, getreu der Aussage Martin Luthers: „Es gibt keinen Weg zum Frieden, wenn nicht der Weg schon Frieden ist.“
In Kooperation mit unseren Partnern werden wir die Dimension der von der Reformation ausgegangenen Impulse unterstreichen. Aus diesem Anlass haben wir im Oktober 2011 zusammen mit der Evangelischen Kirche Deutschland, den Landeskirchen und den Bundesländern die sogenannte Dachmarkenkampagne in Berlin feierlich eröffnet.
Wir wollen damit die Vorbereitungen auf das Reformationsjubiläum national und insbesondere über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannter machen. Im Mittelpunkt der Kampagne stehen dabei nicht nur das auf einem der bekanntesten Lutherporträts basierende Logo, sondern auch Leuchtturmprojekte, zum Beispiel die Eröffnung des Themenjahres 2012 „Reformation und Musik.“
Es ist besonders erfreulich, dass dieses Jubiläum im Deutschen Bundestag fraktionsübergreifend – natürlich mit Ausnahme der Linken – gewürdigt wird und gemeinsam mit einer entsprechenden Dynamik angegangen wird: Denn das ist wichtig! Wichtig ist aber auch, dass international damit geworben wird, weil dieses Ereignis weltweit von kulturgeschichtlicher Bedeutung ist und auch tourismuspolitisch einiges bewegen kann.
Als Mitglied im Kuratorium werde ich natürlich das Auswärtige Amt einbringen und von Herzen die zentrale Rolle Sachsen-Anhalts weit über unsere Landesgrenzen hinaus bekannt machen. So habe ich im Dezember 2011 eine Delegation von Botschaftern – nach einem Besuch auf der Wartburg in Thüringen – in die Lutherstadt Wittenberg eingeladen. Nirgendwo anders lässt sich der Geist der durch Luther ausgelösten Bewegung besser spüren als in der Schlosskirche zu Wittenberg, im Luthergarten und im Lutherhaus. Denn was hier seinen Anfang nahm, veränderte Deutschland, Europa, die ganze Welt!
Halle hat eine ganz besondere Rolle in den Vereinigten Staaten von Amrika eingenommen, denn es war der zweite Direktor der Franckeschen Stiftungen, Gotthilf August Francke, der den hier ausgebildeten Theologen Heinrich Melchior Mühlenberg 1742 zur geistlichen Betreuung der deutschen Einwanderer in die Kolonie Pennsylvania entsandte. Dort angekommen, leistete er sehr viel mehr: Er baute in Absprache mit Francke das lutherische Kirchenwesen an der Ostküste Nordamerikas auf – von New York bis Georgia – und gilt als Begründer der Lutherischen Kirche in den USA. Mühlenbergs Söhne gehörten übrigens dem ersten amerikanischen Kongress an. Einer der Söhne war der erste Präsident des Kongresses (Speaker of the Congress) und hat die „Bill of Rights“ mitunterzeichnet. Aus diesem Grund fördert das Auswärtige Amt in Zusammenarbeit mit der der Deutschen Botschaft in Washington eine englischsprachige Wanderausstellung der Franckeschen Stiftungen, die seit dem 01.Februar 2011 in den USA gezeigt wird.
Neben dem Auswärtigen Amt und dem Bundesinnenministerium engagieren sich acht Bundesministerien, das Bundeskanzleramt und das Bundespresseamt für die Lutherdekade. Die Bundesregierung hat – vorbehaltlich der jeweiligen Zustimmung des Bundestages – ihre Bereitschaft erklärt, sich auch am Reformationsjubiläum finanziell zu beteiligen. Immerhin haben wir im vergangenen Jahr 5 Millionen Euro eingestellt. Wir werben für die Einstellung der entsprechenden Summen in den Haushalt 2012. Die Summe beim Auswärtigen Amt von momentan 200.000 Euro kann sich bis 2017 noch steigern.
Auf internationaler Ebene werden wir für die Jahre 2013/2014 eine kunsthistorische Wanderausstellung zum Wirken Luthers und zu den weltweiten Auswirkungen der Reformation vorbereiten. Daneben soll die sogenannte Lutherbox an verschiedene Orte wandern, um über Luther und die Reformation zu informieren. Das alles sind hervorragende Projekte, mit denen wir auch für den Kulturstandort Sachsen-Anhalt, Deutschland, für die Kulturnation Deutschland in der ganzen Welt werben können.